Das Orakel von Bonn
Über den Nutzen von Zukunftsprognosen
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Das Orakel von Delphi spielte in der Antike eine wichtige Rolle. Kundige Priester deuteten die Zeichen, etwa um den Ausgang von Kriegen vorherzusagen oder den Willen der leicht zu verärgernden Götter zu ergründen.

Heutzutage verfügen Zukunftsforscher über verfeinerte Methoden, um den Gang der Dinge vorherzubestimmen. Die Delphi-Studie, welche Bundesminister Rüttgers im Februar 1998 in Bonn vorstellte, unterscheidet sich sowohl thematisch als auch methodisch deutlich von ihrem antiken Vorläufer. Wissenschaftler vom Fraunhofer Institut für Systemanalyse und Innovationsforschung (ISI) in Karlsruhe haben die Untersuchung im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie (BMBF) durchgeführt.

Sie beschreibt Wahrscheinlichkeiten, mit denen technische und naturwissenschaftliche Entwicklungen in den folgenden 30 Jahren verwirklicht werden. Aus scheinbar unabhängigen Einzelbetrachtungen und Thesen entstehen so definierte Zukunftsszenarien.
Hans Gerhard Riotte, Referent im BMBF und Betreuer der Studie, hält diese nicht nur wegen ihrer Ergebnisse für wichtig. Sie hat nämlich noch einen zusätzlichen Effekt. "Die Wissenschaftler, die an der Untersuchung teilnehmen, müssen sich mit den Fragestellungen, Zielen und Auswirkungen ihres jeweiligen Forschungsgegenstandes auseinanderzusetzen," stellt er fest.

Visionen - Triebfedern für Fortschritt

Für Kerstin Cuhls, Projektverantwortliche am ISI, hat die Untersuchung einen besonderen Nutzen: "Nicht die Ergebnisse sind wichtig, sondern der Prozeß einer Auseinandersetzung mit der Zukunft selbst," sagt sie. "Sie wird definitiv nicht so aussehen, wie wir zur Zeit annehmen, weil unser Handeln oder Nicht-Handeln sie beeinflußt!"

Das klingt nach Science-Fiction. Visionen von der Zukunft waren oft Triebfeder für technische Entwicklungen. Sie haben die Phantasien der Leser angeregt, ihr Denken und oft auch ihr Handeln beeinflußt. Ob die Landung auf dem Mond, eine Welt 20.000 Meilen unter dem Meer oder Beschreibungen totalitärer Systeme wie in "1984", der Fundus bereits erdachter Zukunftswelten scheint grenzenlos.


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