Wie wir arbeiten werden
Der neue Bericht an den Club of Rome

von Orio Giarini und Patrick M. Liedtke. Heyne-Verlag München 1999, 16,90 Mark.

"Menschliche Arbeit ist mehr als nur Produktionsfaktor eines funktionierenden Wirtschaftssystems. ..... Die rein marktförmige Verteilung teurer Arbeit führt zur Arbeitslosigkeit von Millionen. .... Die Arbeitslosigkeit beraubt sie eines zentralen Elements der Selbstverwirklichung und verwehrt ihnen die aktive Teilnahme an der Gesellschaft. ..... "

(Aus dem Vorwort von Ernst Ulrich von Weizsäcker)

Die Rahmenbedingungen der Arbeit haben sich in den vergangenen Jahren grundlegend verändert. Dies betrifft nicht nur die Organisation von Unternehmen, sondern die Wirtschaft als Ganzes. Die offizielle Zahl erwerbsloser Menschen in den Industrieländern liegt bei etwa 35 Millionen Menschen, gleichzeitig leben 1,3 Milliarden Menschen in den Entwicklungsländern in völliger Armut.

Der neue Bericht an den Club of Rome entwickelt die Vision einer neuen Arbeitsgesellschaft und steht damit in der Tradition früherer Berichte wie beispielsweise Die Grenzen des Wachstums (1972) oder Faktor vier (1995). Von der klassischen (vorindustriellen) ökonomie bis zur industriellen Produktion und den darauf basierenden Wirtschaftstheorien zeigt der Bericht die Entwicklung des Arbeitsbegriffes auf.

Die gegenwärtige Situation ist dabei gekennzeichnet durch den übergang von der Industrie- zur Dienstleistungs- und Informationsgesellschaft Nur noch ein geringer Teil (ca. 20%) der bezahlten Arbeit dient heute in den Industrieländern zur Herstellung von Gütern. Der überwiegende Teil bezahlter Lohnarbeit wird zu den Dienstleistungen gerechnet. Doch auch dieser Bereich ist einem steten Wandel unterworfen. Die (nationalen) Volkswirtschaften befinden sich in einer übergangssituation hin zur globalen Wirtschaft. Welche Optionen dabei die Zukunft bietet, wird in einer Reihe kontroverser Thesen deutlich.

Es ist das grosse Verdienst dieses Buches, dass zwar -aus Sicht der Verfasser- Risiken und Chancen dargelegt werden, eine zwangsläufige Entwicklung aber nicht postuliert wird. Stattdessen werden verschiedene Modelle für als Lösungswege für heutige Probleme wie beispielsweise die hohe Arbeitslosigkeit angeboten. Dabei stellt die bezahlte Lohnarbeit zwar eine -zugegeben wichtige- Form der Arbeit dar, aber der Anteil an Eigenarbeit und identitätsstiftenden "produktiven" Tätigkeiten wird in den kommenden Jahren voraussichtlich deutlich zunehmen.

Der Wert von Arbeit wird in dem vorliegenden Bericht aber auch von einem grundsätzlichen Standpunkt aus betrachtet - "Wir sind, was wir produzieren". Monetarisierte und nichtmonetarisierte Tätigkeiten könnten eines Tages vielleicht Bestandteil eines mehrschichtigen Arbeitsmodells sein. Der Wohlstand einer Gesellschaft wird dann neu zu definieren sein.