Job, Geld und viel Freizeit
Dänemark setzt auf Umverteilung der Arbeit

von Christina Senger (1998)
    Thememauswahl 'Prognosen und Modelle'  
    Job, Geld und viel Freizeit, Teil 1  Startseite   
   

II
 

Trotz dieser Vorteile war die Einführung des Urlaubsgesetzes sehr umstritten. Nicht nur Fragen der organisatorischen Umsetzung und der Funktionalität des Modells standen im Vordergrund, sondern gerade die öffentlich finanzierte Lohnausgleichsregelung. Dass alle Probleme lösbar waren und sich dieses Modell bewährt hat, beweist die Verlängerung des 1994 zunächst auf drei Jahre befristeten Gesetzes.

Es zeigten sich aber nicht nur Vorteile: "Zwar ist das Modell logisch und gut, aber es ist auch sehr bürokratisch", erklärt Jytte Schmidt. Lange vorher müsse eine Beurlaubung mit dem Arbeitgeber und der Weiterbildungseinrichtung abgesprochen und von allen bejaht werden. "Es gibt viel Papierarbeit und man muss abwarten, wie die Sache hier und da behandelt wird."

Dennoch: Mit diesem Gesetz, das auch andere Beschäftigungsmodelle ermöglicht, trug die dänische Regierung in den letzten fünf Jahren dazu bei, 170.000 neue Arbeitsplätze zu schaffen. Dies geschah nicht nur durch die Einstellung von "Ersatzarbeitern" für die in Fortbildung befindlichen Mitarbeiter, sondern auch durch andere Beschäftigungsmodelle.
Eine Form der Schaffung neuer Arbeitsplätze durch Umverteilung der vorhandenen Arbeit demonstrierte die Müllabfuhr von Arhus, der zweitgrössten Stadt Dänemarks: Durch eine Verkürzung der Arbeitszeit um ein Viertel für jeden Mitarbeiter bei einem Lohnverlust von rund zehn Prozent konnten bisher arbeitslose Kollegen eingestellt werden. In einem Müllauto fahren nach wie vor drei Arbeiter mit - der vierte hat eine Freiwoche.

Viele EU-Länder zeigen angesichts der hohen Arbeitslosenzahlen im eigenen Land reges Interesse am dänischen Beschäftigungsmodell, zu dem nicht nur das Urlaubsgesetz gehört. Die dänischen Bürger haben besondere Rechte und Pflichten. Jugendliche, die keinen Ausbildungsplatz finden, bekommen spätestens nach sechs Monaten eine Stelle zugewiesen, wobei sie bei Verweigerung jegliche Unterstützung verlieren. Nach dem Motto: "Hängengelassen wird keiner, aber jeder muss ran", gilt für Erwachsene ähnliches. Ist kein passender Arbeitsplatz verfügbar, wird auf das umgeschult, was gerade gebraucht wird. Alles, was eine Anstellung verspricht, ist zumutbar.

Dänemark setzt diesen Weg fort. Die Arbeitslosenstatistik des Landes spricht für das Beschäftigungsmodell und die Umverteilung der Arbeit. Auch ein Modell für Deutschland?


  Thememauswahl 'Prognosen und Modelle'  
Job, Geld und viel Freizeit, Teil 1  Startseite