Job, Geld und viel Freizeit
Dänemark setzt auf Umverteilung der Arbeit

von Christina Senger (1998)
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Ein Urlaubsgesetz brachte in Dänemark die Wende: Seit 1994 sind die Arbeitslosenzahlen in unserem Nachbarland rückläufig, von 13 auf derzeit gut sieben Prozent. Das Ziel für das Jahr 2005 ist laut sozialdemokratischem Arbeitsminister Ove Hygum die Fünf-Prozent-Quote.

Anfang der 80er Jahre war daran nicht zu denken. Die Zahl der Arbeitslosen nahm stetig zu, auch die Preise kletterten in die Höhe. Die Zinsen stiegen und die Krone war alles andere als eine stabile Währung. Erst nachdem die Wirtschaft durch massive staatliche Sparmaßnahmen unter dem konservativen Premier Poul Schlüter wieder in Schwung kam, ging es aufwärts.

1993 übernahmen die Sozialdemokraten die Regierung und führten die Stabilitätspolitik fort. Mit der Einführung des Urlaubsgesetzes setzten sie neue Akzente in der Beschäftigungspolitik. Das Gesetz bietet allen Arbeitnehmern die Möglichkeit, sich bis zu einem Jahr von ihrer Arbeit freistellen zu lassen - bei voller Arbeitsplatzgarantie. Gründe für eine solche Auszeit können neben einer Fortbildung auch Kindererziehung, eine Weltreise oder die Verwirklichung anderer Wünsche sein. Der Clou daran ist, daß während einer Fortbildung oder für die Zeit des Kinderhütens eine Ersatzvergütung bezahlt wird- aus den Kassen der öffentlichen Hand. Bei einer Fortbildung sind das beispielsweise 90 Prozent des bisherigen Einkommens. Das entspricht der Höhe des dänischen Arbeitslosengeldes. Im Gegenzug verpflichten sich die Arbeitgeber, die freien Stellen mit Arbeitslosen zu besetzen.

So entstehen den öffentlichen Kassen keine zusätzlichen Kosten, da durch die Verminderung der Erwerbslosenzahl Arbeitslosengeld eingespart wird. Das Motto lautet: Aktivierung vor passiver Unterstützung. "Es geht darum, den Arbeitslosen zu helfen. Außerdem bekommen sie eine bessere Qualifizierung", meint die Berufsschullehrerin Jytte Schmidt, die gerade eine zwölfwöchige Auszeit zur Weiterbildung nutzt.

Das Gesetz bietet nicht nur Arbeitnehmern den Vorteil umfangreicher Weiterbildungsmöglichkeiten, sondern gerade auch Erwerbslosen entscheidende Unterstützung. Sie haben neben der Beschäftigung und der damit verbundenen Weiterqualifizierung auch mehr Geld in der Tasche. Aber nicht nur diese beiden Gruppen profitieren von dem Urlaubsgesetz, sondern auch die Arbeitgeber. Sie können einerseits auf qualifizierte, motivierte Arbeitnehmer zurückgreifen und andererseits mögliche neue Mitarbeiter testen.


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